Die Tschetniks im Zweiten Weltkrieg
Die Entstehung der Tschetnik-Bewegung/der Jugoslawischen Armee im Vaterland
Nach der Kapitulation Jugoslawiens im April 1941 stellten das Tschetnik-Kommando und die Tschetnik-Bataillone ihre Tätigkeit ein. Eine Gruppe von Offizieren und Soldaten der Königlichen Jugoslawischen Armee, die sich weigerten, sich zu ergeben und das Land zu verlassen, beschloss jedoch, den Widerstand gegen die Besatzer fortzusetzen. Die führende Rolle in dieser Gruppe spielte Oberst Dragoljub Draža Mihailović, der vor dem Krieg stellvertretender Stabschef der Jugoslawischen Zweiten Armee war. Von Nordbosnien, wo er sich zum Zeitpunkt der Kapitulation befand, machte sich Mihailović mit einer Gruppe von etwa dreißig Kämpfern auf den Weg nach Serbien. Ende April errichtete er in Ravna Gora in Westserbien ein Hauptquartier für die Planung künftiger Aktivitäten gegen den Feind und nannte die Guerillaeinheiten zunächst „Tschetnik-Abteilungen der Jugoslawischen Armee“ und dann „Militär-Tschetnik-Abteilungen“. Ab Anfang 1942, als der König und die Regierung in London Mihailović zum Minister der Streitkräfte ernannten, erhielten die Tschetnik-Abteilungen den offiziellen Namen „Jugoslawische Armee im Vaterland“. Aufgrund des Herkunftsortes wird die Bewegung, die zum Kern des Kampfes gegen die Besatzer werden sollte, als „Ravna-Gora-Bewegung“ bekannt bleiben. Die militärische Strategie der Tschetnik-Führung zu Beginn des Krieges bestand darin, einen direkten bewaffneten Konflikt mit deutschen und italienischen Einheiten zu vermeiden, die Bewegung zu vergrößern und Kampfhandlungen erst in dem Moment aufzunehmen, in dem die westlichen Alliierten in Jugoslawien ankommen.
Bild 1 – Draža Mihailović
Bild 2 – Tschetniks 01
Die Struktur der Tschetnik-Bewegung
Trotz der zentralen Figur von Draža Mihailović als oberstem Militärkommandanten repräsentierten die Tschetniks von Anfang an keine einheitliche Bewegung. Im Gegensatz zu Serbien und Montenegro, wo die Hauptmotivation für die Aufstellung von Tschetnik-Einheiten der Kampf gegen die deutschen und italienischen Besatzer war, ging es in Kroatien und Bosnien und Herzegowina, damals Teile des Unabhängigen Staates Kroatien (USK, kroatisch Nezavisna Država Hrvatska NDH), hauptsächlich um die Rettung von Leben serbischer Bevölkerung, es ging also um den Widerstand gegen die repressive Politik des Ustascha-Regimes. Einige Vojvoden (Woiwoden), beziehungsweise Kommandeure von Tschetnik-Einheiten, akzeptierten Mihailovićs Befehl, während andere weiterhin nach eigenem Ermessen handelten. Aus der ersten Gruppe sollten wir Ilija Trifunović – Birčanin, Pavle Djurišić, Jezdimir Dangić, den Priester Momčilo Djujić, Dobroslav Jevdjević, Nikola Kalabić und andere hervorheben. Der berühmteste Fall, bei dem die Autorität von Mihailović nicht akzeptiert wurde, ist Kosta Milovanović – Pećanac, der Vorkriegspräsident der Tschetnik-Organisation. Auf dem Gebiet Serbiens traten er und seine Abteilungen bereits im Sommer 1941 in eine offene Zusammenarbeit mit der Quisling-Regierung von Nedić und den deutschen Besatzungsbehörden ein.
Tschetnik-Einheiten wurden größtenteils auf freiwilliger Basis besetzt, aber als der Krieg fortschritt und die rivalisierende Partisanenbewegung immer massiver wurde, wurde die Mobilisierung der Bevölkerung auch in das Gebiet, das unter Tschetnik-Kontrolle stand, erweitert. Die Tschetnik-Armee operierte nach territorialem Prinzip, wie eine Art lokale Miliz. Kampfbereitschaft in Regionen, die weit vom Gründungsort entfernt waren, war eine Seltenheit. Es gab keine klare Disziplin in den Einheiten, und Willkür war das größte Problem auch innerhalb des Führungsstabs. Die genaue Zahl der Tschetniks in Jugoslawien ist schwer zu bestimmen. Ende 1941 erwähnte Draža Mihailović eine Zahl von etwa 200.000, während die Deutschen im Sommer 1944 eine Schätzung von etwa 50.000 Tschetniks unter Mihailovićs Kommando gaben.
Bild 3 – Tschetniks und Draža Mihailović
Politische Ziele der Tschetnik-Bewegung
Zusammen mit dem Militärhauptquartier gründete Draža Mihailović im Sommer 1941 auf Ravna Gora das Zentrale Nationalkomitee als beratendes Gremium für innen- und außenpolitische Fragen. Die Mitglieder des Komitees waren Persönlichkeiten aus den serbischen politischen und intellektuellen Kreisen der Vorkriegszeit, darunter Dr. Stevan Moljević. Er war der Verfasser des Memorandums über das „homogene Serbien“, das seiner Meinung nach 70% des künftigen jugoslawischen Territoriums hätte einnehmen sollen. Neben Bosnien und Herzegowina, Mazedonien, Montenegro und dem größten Teil Kroatiens würde sich „Großserbien“ auch auf Teile Albaniens, Bulgariens, Rumäniens und Ungarns erstrecken. Ethnische Homogenität sollte durch Zwangsauswanderung der nicht-serbischen Bevölkerung aus Serbien, vor allem von Kroaten und Muslimen, verwirklicht werden. Die Tschetnik-Führung stimmte Moljevićs Ideen über „Großserbien“ (innerhalb des Königreichs Jugoslawien) und insbesondere mit ethnischen Säuberungen als Mittel zur nationalen Homogenisierung zu. Als serbische Nationalisten betrachteten die Tschetniks die Montenegriner und Mazedonier nicht als getrennte Nationen, sondern als Teil des serbischen Volkes. Die Tschetnik-Bewegung war monarchistisch, und dementsprechend galten der Kommunismus und insbesondere die Kommunistische Partei Jugoslawiens als die größten Feinde. Die Bewegung war auch ausgesprochen patriarchalisch, ohne Frauen in der politischen Führung oder in den kämpfenden Reihen.
Bild 4 – Die Tschetnik-Flagge
Bild 5 – Die Moljević-Karte von Großserbien
Beziehungen zur Regierung im Exil und zu den westlichen Verbündeten
Die ersten Kontakte zwischen den Tschetniks und der jugoslawischen Exilregierung in London wurden im Herbst 1941 hergestellt. Premierminister Dušan Simović forderte alle Aufständischen in Jugoslawien auf, sich unter das Kommando von Draža Mihailović zu stellen, der Ende 1941 in den Rang eines Generals befördert und Anfang 1942 zum Minister für Armee, Marine und Luftwaffe ernannt wurde. Mitte desselben Jahres wurde er Chef des Oberkommandos. Die jugoslawische Regierung und König Petar selbst spielten im Westen eine wichtige Rolle bei der Förderung und Positionierung der Tschetnik-Bewegung als befreiend und antifaschistisch. In Ermangelung konkreter Informationen vor Ort beschloss die britische Regierung unter Premierminister Winston Churchill, den jugoslawischen Forderungen nachzukommen und die Tschetniks zu unterstützen, die in der Öffentlichkeit als Guerillabewegung dargestellt wurden, die sich dem Kampf gegen die Streitkräfte der Achsenmächte verschrieben hatte. Als jedoch die ersten Berichte aus Jugoslawien eintrafen, erkannten die Briten, dass es ein großes Problem gab. Ihrer Meinung nach würden die Waffen, die sie den Tschetniks schicken würden, in erster Linie zum Kampf gegen die jugoslawischen Kommunisten (Partisanen) verwendet, und nicht gegen die Deutschen und die Italiener. Die Briten, die den Informationen, die sie von der jugoslawischen Regierung erhielten, nicht uneingeschränkt Glauben schenkten, begannen im Herbst 1941, ihre militärpolitischen Missionen nach Jugoslawien zu entsenden, um die tatsächliche Sachlage zu ermitteln. Die Aufgabe des britischen Geheimdienstes bestand darin, festzustellen, ob die Tschetniks den Deutschen, Italienern und ihren Verbündeten wirklich bewaffneten Widerstand leisteten, sie aber auch zu einem aktiveren und konkreteren Widerstand zu ermutigen. Im Jahr 1943 deuteten die Berichte, die vor Ort gesammelt und nach London weitergeleitet wurden, sowie die entschlüsselte Korrespondenz zwischen den deutschen Militärstabs zunehmend darauf hin, dass die Tschetniks nicht an den Kämpfen gegen die Deutschen, Italiener und Ustascha teilnahmen, sondern zusammen mit ihnen und gegen die Partisanen. All dies beeinflusste die britische Entscheidung, Mihailovićs Tschetniks in den Jahren 1943 und 1944 als Verbündete abzulehnen und ausschließlich Titos Partisanen zu unterstützen. Unter britischem Druck änderten auch der jugoslawische König und die jugoslawische Regierung ihre Haltung gegenüber der Widerstandsbewegung. Im Sommer 1944 wurde Mihailović zunächst seines Postens als Minister der Armee enthoben, dann wurde das Oberkommando in Jugoslawien durch königlichen Erlass abgeschafft. Am 12. September 1944 rief König Petar in seiner Rundfunkansprache alle Serben, Kroaten und Slowenen auf, sich der Volksbefreiungsarmee unter Führung von Marschall Tito anzuschließen. Der König beendete seine Botschaft mit den Worten: „All jenen, die sich gegen die Interessen ihres eigenen Volkes und dessen Zukunft lehnen und dabei auf den Feind verlassen, und diesem Ruf nicht Folge leisten, wird es nicht gelingen, sich von der Verräter-Brandmarkung zu befreien, weder vor dem Volk noch vor der Geschichte.“
Bild 6 – Bild von Dušan Simović
Bild 7 – König Petar Karadjordjević II
Die Einstellung gegenüber Partisanen
Nach der Nachricht, dass eine Gruppe von Soldaten und Offizieren der königlichen Armee sich weigerte, sich zu ergeben, beschlossen Josip Broz Tito und die Führung des neu eingerichteten Hauptquartiers der Partisanenabteilungen, Draža Mihailović und sein Hauptquartier auf Ravna Gora zu kontaktieren. Obwohl bei den ersten Gesprächen im Sommer 1941 Nichtangriff und Zusammenarbeit vereinbart wurden, war beiden Seiten von Anfang an klar, dass es zu viele Unterschiede hinsichtlich der Ziele und Taktiken des Widerstands gegen den Feind gab. Die Kommandeure der Partisanen- und Tschetnik-Bewegung, Tito und Draža Mihailović, trafen sich zweimal persönlich, am 19. September 1941 im Dorf Struganik in Westserbien und am 27. Oktober 1941 im Dorf Brajići bei Ravna Gora, aber sie konnten sich nicht auf ein künftiges gemeinsames Vorgehen gegen die Besatzer einigen. Eines der Probleme betraf die Frage der Führung der gemeinsamen Armee, aber ein viel wichtigeres Problem war die Frage der Fortsetzung der Kampfhandlungen gegen die Deutschen. Die Tschetnik-Position war, dass man nicht in offene bewaffnete Konflikte eintreten sollte, sondern auf die Ankunft der westlichen Verbündeten in Jugoslawien warten sollte. Diese Haltung wurde zusätzlich durch die harten deutschen Repressalien gegen die serbische Zivilbevölkerung im Falle der Verletzung oder des Todes eines deutschen Soldaten motiviert. Die Partisanen hingegen hatten kein Dilemma, dass der bewaffnete Widerstand gegen die Besatzer fortgesetzt werden sollte, trotz der Opfer, die für diesen Zweck gebracht werden müssen. Die Zurückhaltung der Tschetniks gegenüber der Zusammenarbeit mit den Partisanen war von Anfang an von unüberwindlichen ideologischen Differenzen geprägt.
Draža Mihailović war ein serbischer Nationalist und Gläubiger, der für die Monarchie und den König kämpfte, also betrachtete er den Kommunismus, die Betonung der Gleichheit aller jugoslawischen Völker, den Republikanismus und den Atheismus als die größten Bedrohungen für die Werte, für die er eintrat. Aus all dem sah der Tschetnik-Führer in der immer stärker und massiver werdenden Partisanenbewegung unter Führung der Kommunistischen Partei Jugoslawiens eine Konkurrenz, die es zu vernichten galt, damit sie nach dem Krieg die Zustände im Land nicht beeinflussen könne. Es dauerte nicht lange bis man von gelegentlicher Zusammenarbeit und gegenseitiger Toleranz zu offenen Konflikten zwischen Tschetniks und Partisanen kam. Nachdem die Tschetniks von Draža Mihailović zuvor das deutsche Militärkommando über ihren Plan informiert und die Deutschen um militärische Unterstützung gebeten hatten, starteten sie Anfang November 1941 einen Angriff auf die Partisanen im Gebiet der sogenannten Republik Užice in Westserbien. Zusätzlich zu den Partisanenverlusten in den Kämpfen selbst, gab es Massenerschießungen gefangener Partisanen durch die Tschetniks, und dann durch die Deutschen, denen die Tschetniks fast 400 gefangene Partisanen übergaben. Die kurzfristige Zusammenarbeit zwischen den Tschetniks und den Partisanen endete damit endgültig, und bis zum Ende des Krieges dauerten heftige gegenseitige Konflikte an. In den meisten Fällen kämpften die Tschetniks im Bündnis mit italienischen und deutschen Einheiten gegen die Partisanen, was sich besonders in den großen Militäroperationen in Ostbosnien Ende 1942 und Anfang 1943 zeigte. Im Rahmen der Verhandlungen zwischen Vertretern der Volksbefreiungsbewegung und der Exilregierung über die Regierungsbildung nach dem Krieg entschied Marschall Tito Ende August 1944 über eine Amnestie für die Tschetniks, falls diese sich ergeben und der Partisanenarmee anschließen. Der Aufruf zur Kapitulation mit Amnestiemöglichkeit wurde bis Kriegsende noch mehrmals wiederholt. Eine große Anzahl der Tschetniks, fast die Hälfte der Gesamtzahl auf dem Territorium Serbiens, nahm dieses Angebot an und schloss sich Ende 1944 und Anfang 1945 den Reihen der Partisanen an.
Bild 8 – Tito und Draža Mihailović
Die Zusammenarbeit mit den Deutschen
Die Zusammenarbeit zwischen den Deutschen und den Tschetniks auf dem Territorium Jugoslawiens fand vom Beginn bis zum Ende des Krieges auf unterschiedliche Weise statt. Manchmal war diese Zusammenarbeit informeller Art und beschränkte sich auf deutsche Duldung und Nichtangriff auf die Tschetnik-Abteilungen, aber es gibt auch zahlreiche Dokumente als Beweis für formell getroffene Vereinbarungen über Zusammenarbeit und gemeinsame militärische Aktivitäten zwischen der deutschen und der Tschetnik-Armee. Auch verschiedene Kooperationsvereinbarungen zwischen den Tschetniks und der serbischen Quisling-Regierung unter Milan Nedić, die in alliierten Beziehungen und unter deutscher Kontrolle stand, zählen zu der informellen Form der Zusammenarbeit. Dass die Tschetniks bereits im Herbst 1941 den Massenaufstand gegen die deutsche Besatzung und den bewaffneten Widerstand gegen die deutsche Wehrmacht aufgaben, hat zwei Gründe. Der erste war die Rettung serbischer Zivilisten, die von den Deutschen als Geiseln aus Rache für die Verwundung oder den Tod deutscher Soldaten getötet wurden. Der zweite Grund, der während des gesamten Krieges entscheidend blieb, war die Hilfe, die die Tschetniks von den Deutschen im Kampf gegen die jugoslawischen Partisanen erhielten, da sich die Abrechnung mit der Partisanenbewegung und nicht der Kampf für die Befreiung des Landes und der Kampf gegen die Nazis und Faschisten, sich zum Hauptziel der Tschetnik-Bewegung herauskristallisierte. Bereits im Sommer 1941 gingen die Tschetnik-Abteilungen unter dem Kommando von Kosta Milovanović – Pećanac eine offene Zusammenarbeit mit der serbischen Quisling-Regierung und den deutschen Besatzungsbehörden ein, die die Tschetniks von Pećanac mit Waffen, Kleidung, Lebensmitteln und Geld versorgten. Mit der Stärkung der Partisanenbewegung auf dem Territorium Serbiens begann Draža Mihailović im Herbst 1941 auch Signale an Milan Nedić und über ihn an die deutsche Militärführung zu senden, dass er zur Zusammenarbeit bereit sei. So traf sich Mihailović am 11. November 1941 im Dorf Divci mit Rudolf Kogard, einem Geheimdienstoffizier und Vertreter des deutschen Befehlshabers für Serbien. Das Angebot der Tschetniks, gemeinsam gegen die Partisanen zu kämpfen, wurde von den Deutschen abgelehnt und Mihailović als Anführer der illegalen Militärformation aufgefordert, sich bedingungslos zu ergeben. Obwohl Draža Mihailović diese Aufforderung ablehnte, willigte er ein, dass ein Teil der Tschetnik-Abteilungen so legalisiert wird, dass sie Teil der Quisling-Streitkräfte von Nedić werden und somit unter direktes deutsches Militärkommando fallen. Außer auf dem Territorium Serbiens arbeiteten die Tschetniks mit den Deutschen auf dem Territorium von Bosnien und Montenegro zusammen. Besonders deutlich wurde dies während der deutschen Militäroperation Weiss, auch bekannt als Schlacht an der Neretva. Der Höhepunkt der offenen Zusammenarbeit fand in den Jahren 1944 und 1945 statt, als die Tschetniks unter dem Kommando von Draža Mihailović den Deutschen halfen, die Partisanen am Eindringen in Serbien zu hindern, und anschließend weiter den deutschen Einheiten bei ihrem Rückzug aus Jugoslawien halfen. In dieser Zeit wurde auch die Waffenhilfe intensiviert, die die Deutschen den Tschetniks lieferten.
Die Deutschen vertrauten den Tschetniks während des gesamten Krieges bis zum Sommer 1944 nicht vollständig. Sie wussten, dass ihr Bündnis ausschließlich auf dem gemeinsamen Wunsch basierte, die Partisanenbewegung und die jugoslawischen Kommunisten zu besiegen, und dass dieses Bündnis im Falle einer Landung der Alliierten in Jugoslawien beendet werden würde.
Nachdem klar war, dass es zu keiner Landung der Alliierten kommen würde und die Exilregierung in London und die westlichen Alliierten den Tschetniks ihre Unterstützung untersagten, wurde die militärische Zusammenarbeit zwischen den Deutschen und den Tschetniks zu einem wichtigen Überlebensfaktor für beide. Dies bedeutet nicht, dass es während des Krieges, insbesondere in den ersten Monaten, keine Fälle von bewaffneten Konflikten zwischen den Deutschen und den Tschetniks gab, aber sie wurden größtenteils von den Deutschen initiiert. Auch nach der Kapitulation Italiens im September 1943 kam es gelegentlich zu Zusammenstößen zwischen den Tschetniks und den Deutschen, hauptsächlich jedoch aus Gründen der Verteilung der Kriegsbeute. Während des Zweiten Weltkriegs erteilte Draža Mihailović auf dem Gebiet Jugoslawiens den Tschetnik-Einheiten, also der Jugoslawischen Armee im Vaterland, niemals einen ausdrücklichen Befehl, einen Befreiungskrieg gegen die deutschen Besatzer zu beginnen.
Bild 9 – Tschetniks und Deutsche im besetzten Jugoslawien, 1943
Bild 10 – Tschetniks und Deutsche im besetzten Jugoslawien, 1943
Bild 11 – Tschetniks und Deutsche in Serbien, 1944
Die Zusammenarbeit mit den Italienern
Die Tschetnik-Einheiten auf dem Territorium Jugoslawiens, die sich nach April 1941 unter italienischer Verwaltung oder in der italienischen Einflusszone befanden, begannen sehr schnell und spätestens Ende 1941 eine aktive Zusammenarbeit mit den italienischen politischen und militärischen Behörden. Die Motivation für das Bündnis mit den Italienern war von Region zu Region unterschiedlich. Während die Tschetniks in dem Gebiet von USK in den Italienern einen mächtigen Verbündeten sahen, um die serbische Bevölkerung vor der repressiven Politik des Ustascha-Regimes zu retten, war die italienische Armee in dem Gebiet von Montenegro und Sandžak ein Verbündeter der Tschetniks im Kampf gegen die immer stärkere und massivere (kommunistische) Partisanen-Bewegung. Die Zusammenarbeit mit den Tschetniks kam den Italienern aus zwei Schlüsselgründen entgegen. Erstens, um mit ihrer Hilfe erfolgreicher gegen die antifaschistische Widerstandsbewegung der Partisanen vorzugehen, und zweitens, um die beträchtliche militärische Streitmacht der Tschetniks zu befrieden und dadurch einen Krieg gegen zwei Guerillaarmeen zu vermeiden. Wie die Deutschen vertrauten die Italiener den Tschetniks nicht zur Gänze. In Kenntnis ihrer Pläne, sich den Westalliierten im Falle einer Landung an der Adriaküste anzuschließen, war der langfristige Plan Italiens, nach der Niederlage der Partisanen auch mit den Tschetniks abzurechnen. Auf dem Gebiet von Montenegro und Sandžak beteiligten sich Tschetniks und Partisanen im Juli 1941 gemeinsam am Aufstand gegen die italienische Besatzung. Nach dem Zusammenbruch des Aufstands und der italienischen Vergeltung gegen die gefangenen Aufständischen und die Zivilbevölkerung beschließen die Partisanen dennoch, den Kampf fortzusetzen, während die Tschetniks kurzzeitig beschließen, passiv zu werden und sich dann den Italienern bei der Konfrontation gegen die Partisanen anzuschließen. Bereits 1942 erhielten die meisten auf dem Territorium des USK operierenden Tschetnik-Militärformationen den Status italienischer Hilfstruppen und wurden als freiwillige antikommunistische Milizen – MVAC (Milizia volontaria anti comunista) organisiert. An der Spitze dieser Einheiten standen Personen, die Draža Mihailović treu ergeben waren, wie Ilija Trifunović – Birčanin, der Priester Momčilo Djujić, Dobroslav Jevdjević, Petar Bačović, Blažo Djukanović und andere. Die erwähnten Tschetnik-Kommandeure schlossen zahlreiche Vereinbarungen mit den Kommandeuren der italienischen Divisionen im Gebiet von Montenegro und Sandžak. Ende Juli 1942 traf Blažo Djukanović, der inzwischen zum Kommandeur aller Tschetnik-Abteilungen in Montenegro gewählt wurde, eine Vereinbarung mit General Pirzio Biroli, dem Kommandeur der italienischen Truppen in Montenegro. Gemäß dem Biroli-Djukanović-Abkommen verpflichteten sich die Tschetniks, mit den Italienern im Kampf gegen die Kommunisten zusammenzuarbeiten und zur Aufrechterhaltung der Ordnung beizutragen sowie antiitalienische Aktivitäten im Land zu unterdrücken. Im Gegenzug versprachen die Italiener, die Tschetniks mit Waffen, Lebensmitteln und anderen Notwendigkeiten sowie ihren Familien finanziell zu unterstützen. Von Juni 1942 bis April 1943 hielt sich Draža Mihailović selbst mit Wissen der italienischen Behörden in Montenegro in unmittelbarer Nähe der Garnison der italienischen Armee in Kolašin auf. Eines der besten Beispiele für die militärische Zusammenarbeit zwischen Italien und den Tschetniks war die Operation Weiss, also die Schlacht an der Neretva, an der etwa 15.000 Tschetniks als Mitglieder der italienischen Hilfseinheiten an den Kämpfen gegen die Partisanen teilnahmen.
In einem Bericht aus dem Jahr 1943 erklärte der deutsche Militärgesandte bei dem USK, Edmund Glaise von Horstenau, dass General Roatta, der Kommandeur der italienischen Zweiten Armee, insgesamt 19.000 Tschetniks unter seinem Kommando hatte, wies aber auch darauf hin, dass „diese Tschetniks keinen einzigen Schritt ohne die gleichzeitigen Befehle von Draža Mihailović machen würden“.
Bild 12 – Tschetniks und Italiener, 1942
Bild 13 – Tschetniks und Italiener in Montenegro
Die Zusammenarbeit mit der Ustascha-Bewegung
Die Ustascha und die Tschetniks, die beiden nationalistischen Bewegungen, die für Massenverbrechen gegen Angehörige des serbischen und kroatischen Volkes verantwortlich sind, arbeiteten während des Zweiten Weltkriegs viel häufiger zusammen als gegeneinander. Manchmal wurde diese Zusammenarbeit von der deutschen oder italienischen Militärführung auferlegt, manchmal war sie inoffiziell und kam einer stillschweigenden gegenseitigen Duldung in einem bestimmten Gebiet gleich, aber es gibt auch zahlreiche Beispiele für offizielle Kooperationsvereinbarungen und Kooperationsverträge. Der Hauptgrund für die Zusammenarbeit war der Kampf gegen den gemeinsamen Feind – die Partisanen. Darüber hinaus nahmen die USK-Behörden Verhandlungen mit den Tschetnik-Abteilungen auf, um die Widerstandsbewegung der bedrohten serbischen Bevölkerung zu beruhigen, genauer gesagt des Teils, der mit den Tschetniks und nicht mit den Partisanen zusammenarbeitete. Die ersten Verhandlungen zwischen Vertretern des USK und den Tschetniks begannen im März 1942 im östlichen Herzegowina, und das erste konkrete Abkommen wurde am 27. April 1942 im Gebiet der Mrkonjić-Stadt unterzeichnet. Der lokale Tschetnik-Führer Uroš Drenović versprach, an der Abrechnung mit den „kommunistischen Banden“ teilzunehmen, und im Gegenzug versprach Ustascha-Major Emil Rataj, dass die Ustascha-Behörden serbische Dörfer „vor Angriffen von Kommunisten, den sogenannten Partisanen“, schützen und die Familien gefangener Tschetniks finanziell unterstützen würden sowie die Sicherung einer finanziellen Unterstützung für Witwen, deren Ehemänner in Kämpfen mit Partisanen getötet wurden. In einem gesonderten schriftlichen Dokument erklärte Drenović, dass er „den Unabhängigen Staat Kroatien immer anerkannt hatte“. Mitte Mai 1942 unterzeichneten die Tschetnik-Führer, deren Abteilungen zwischen den Flüssen Sana und Vrbas operierten, in Banja Luka ein Abkommen über die Einstellung der Feindseligkeiten gegen die Ustascha- und Heimwehr-Einheiten. Im Mai und Juni 1942 wurden auf dem Territorium von Bosnien, Dalmatien und Lika mehrere weitere Vereinbarungen über die Einstellung der Feindseligkeiten und den gemeinsamen Kampf gegen die Partisanen und sogar über die Übergabe der Verwaltungsgewalt an Tschetnik-Führer in einem bestimmten Gebiet, die die Souveränität des USK anerkannten und Loyalität gegenüber dem Staat und dem Chef Ante Pavelić bekundeten, unterzeichnet. Die Ustascha-Regierung unterstützte die Tschetniks und ihre Familien weiterhin mit Waffen, Lebensmitteln und Medikamenten, und die Behandlung verwundeter Tschetniks in USK-Gesundheitseinrichtungen wurde ermöglicht. Ende 1942 erließ das Innenministerium des USK eine Anweisung, dass Abkommen nur mit solchen Tschetnik-Führern geschlossen werden konnten, die auf dem Territorium des USK geboren wurden und die militärischen und zivilen Behörden des USK anerkannten. Dies bedeutete jedoch nicht, dass es keine unterschiedlichen Formen der Zusammenarbeit mit jenen Tschetnik-Führern und -Abteilungen gab, die während des Krieges außerhalb des Territoriums des USK operierten. Das vielleicht beste Beispiel sind die Verhandlungen von Draža Mihailović mit den USK-Behörden kurz vor Kriegsende. Mitte April 1945 schickte Mihailović seinen Abgesandten Ranko Brašić nach Zagreb, um sich mit Ante Pavelić, Vladko Maček und Erzbischof Alojzije Stepinac zu treffen. Brašićs Aufgabe war es, die Möglichkeit einer weiteren Zusammenarbeit im Kampf gegen die Partisanen zu prüfen. In der zweiten Aprilhälfte traf eine neue Mihailović-Delegation in Zagreb ein, der General Svetomir Djukić, Leutnant Neško Nedić und Major Žika Andrić angehörten. Der USK war bei den Gesprächen mit Anführer Ante Pavelić und die hohen militärischen und politischen Funktionäre der Ustascha-Regierung Andrija Artuković, Maks Luburić, Ante Moškov und Juco Rukavina vertreten. Das Ergebnis der Gespräche war Pavelićs Entscheidung, den Tschetniks die Hilfe in Form von Waffen, Lebensmitteln und Medikamenten zu schicken und ihnen zu erlauben, während des Rückzugs mit deutschen Armeeeinheiten nach Westen kroatisches Territorium frei zu durchqueren. Pavelić lehnte den Vorschlag von Draža Mihailović für eine gemeinsame Ustascha-Tschetnik-Aktion gegen die Partisanen ab.
Bild 14 – Tschetniks, Uroš Drenović… Ustascha
Bild 15 – Tschetniks und Ustaše
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