KONZENTRATIONSLAGER JASENOVAC

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GRÜNDUNG UND STRUKTUR DER GEFANGENENLAGER

Nachdem Lika und das kroatische Küstenland im Sommer 1941 offiziell Teil der italienischen Besatzungszone geworden waren, musste die Ustascha-Regierung das Lagersystem von Gospić schließen. Einer der Hauptgründe für die Entscheidung Italiens, das Lager zu schließen, war der immer mehr wachsende Massenaufstand der lokalen serbischen Bevölkerung und die Stärkung einer organisierten, von den Kommunisten angeführten, Partisanen-Widerstandsbewegung. Als neuer Standort des Lagersystems wurde die Umgebung von Jasenovac unweit der Mündung der Flüsse Una und Sava gewählt, wo Ende August 1941 die ersten Häftlinge ankamen. Der offizielle Name des Gefangenenlagers war „Ustascha-Verteidigung – Kommando der Konzentrationslager Jasenovacʺ (Ustaška odbrana – Zapovjedništvo sabirnih logora Jasenovac), aber es wird in den Dokumenten als „das Konzentrationslager Jasenovacʺ (Koncentracioni logor Jasenovac), „Kollektivlager Jasenovacʺ (Sabirni logor Jasenovac) und „Kollektiv- und Arbeitslager Jasenovacʺ (Sabirni i radni logor Jasenovac) bezeichnet. In den nächsten vier Jahren wächst das Lager von einigen mit Stacheldraht umgebenen Baracken zu einem Komplex mit fünf Einheiten: das Lager Krapje, das Lager Bročice, das Lager III Ciglana (zu dt. Ziegelei), die Arbeitsgruppe Kožara und das Lager Stara Gradiška. Das Lagersystem Jasenovac umfasste eine Gesamtfläche von über 200 Quadratkilometern.

Häftlinge, die zur Arbeit am Deich gezwungen wurden

Die Organisation des Gefangenenlagersystems in Jasenovac wurde nach dem Vorbild des nationalsozialistischen Konzentrationslagers Sachsenhausen-Oranienburg errichtet, was bedeutet, dass es mehr als einem Zweck diente. Im letztgenannten Lager vor den Toren Berlins waren politische und Kriegsgefangene, Kriminelle sowie Menschen, die als rassisch oder biologisch minderwertig galten, untergebracht. Sie alle mussten täglich Folterungen als Bestrafung über sich ergehen lassen, darunter Hunger, Schwerstarbeit und medizinische Experimente aber auch Massenmord. Im Herbst 1941 war in Sachsenhausen auch Vjekoslav Maks Luburić untergebracht, der zur Ausbildung dorthin kam, bevor er in die NDH zurückkehrte, wo er seine erworbenen Fähigkeiten als Kommandant nicht nur von Jasenovac, sondern aller von der Ustaše betriebenen Lager einsetzte. Die Häftlinge von Jasenovac mussten auf dem Bau und in der Landwirtschaft, in verschiedenen Werkstätten, in der Ziegelei, im Sägewerk, in der Bäckerei usw. arbeiten. Die Arbeitsbedingungen im Lager waren äußerst hart, und das Verhalten der Ustaše-Wachen war besonders brutal, denn sie setzten die Häftlinge sadistischer Gewalt aus und richteten sie auf der Stelle hin. Neben diesen individuellen Morden kam es während der gesamten Betriebszeit des Lagers auch zu Massentötungen von Häftlingen.

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DIE HÄFTLINGE

Bei den Häftlingen handelte es sich größtenteils um ethnische Serben, Roma und Juden, deren einziger “Fehler” ihre ethnische, religiöse oder rassische Zugehörigkeit war. Ihre Deportation in die Lager wurde durch eine Reihe offizieller Dekrete des Ustaše-Regimes legalisiert, die die kroatische Gesellschaft vor denjenigen schützen sollten, die zu Staatsfeinden erklärt wurden. Unter diesen Dekreten ist das “Rechtsdekret über die Verteidigung des Volkes und des Staates” (Zakonska odredba za obranu naroda i države, 17. April 1941), die “Rechtsverordnung über die Rassenzugehörigkeit” (Zakonska odredba o rasnoj pripadnosti), die “Rechtsverordnung über den Schutz des arischen Blutes und der Ehre des kroatischen Volkes” (Zakonska odredba o zaštiti arijske krvi i časti Hrvatskog naroda, 30. April 1941), der “Sondergesetzliche Erlass und Befehl” des Poglavnik (“Führer”), Ante Pavelić, vom 26. Juni 1941, der besagt, dass jeder, der bei der Verbreitung von Gerüchten über die “angeblichen” Verfolgungen erwischt wird, vor ein Schnellgericht gestellt wird, und der “Gesetzliche Erlass über die Zwangseinweisung unerwünschter und gefährlicher Personen in Konzentrations- und Arbeitslager” (25. November 1941) hervorzuheben.

Beraubung der Häftlinge bei ihrer Ankunft im Lager

Auch ethnische Kroaten und Angehörige anderer Ethnien wurden in das Lager Jasenovac gebracht, allerdings hauptsächlich als politische Gefangene. Die meisten von ihnen waren Kommunisten und Antifaschisten, Intellektuelle, Priester usw.

Die ersten Häftlinge, die im Sommer 1941 in Jasenovac eintrafen, waren überwiegend Männer, Juden und Serben. Mit der Zeit wurden auch immer mehr Frauen in das Lager gebracht. Darunter befanden sich Kommunisten und Mitglieder der Partisanenbewegung, aber vor allem serbische und jüdische Frauen. Die meisten Frauen wurden im Lager Stara Gradiška festgehalten, einem ehemaligen Zuchthaus etwa 40 Kilometer von Jasenovac entfernt. Neben den Frauen nahm das Lager auch Kinder auf.

Getrennt von ihren Müttern, die entweder ermordet oder zur Zwangsarbeit nach Deutschland geschickt wurden, konnten einige dieser Kinder durch die Adoption durch kroatische Familien vor dem Tod bewahrt werden, doch eine beträchtliche Anzahl von ihnen blieb im Lager und wurde Opfer von Einzel- und Massentötungen.

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DIE KOMMANDANTEN

Die Errichtung des Konzentrationslagers Jasenovac war ein staatliches Projekt des Ustaše-Regimes, was bedeutet, dass die Verantwortung für die dort begangenen Verbrechen jeden Beamten der NDH trifft, von den höchsten bis zu den niedrigsten Rängen. Dies gilt in erster Linie für Ante Pavelić, den “Führer” (Poglavnik) der NDH; Eugen Dido Kvaternik, Direktor von RAVSIGUR (Ravnateljstvo za javni red i sigurnost – Direktion für öffentliche Ordnung und Sicherheit), d.h. der zentralen Polizeibehörde der NDH, der auch Befehlshaber der UNS (Ustaška nadzorna služba – Ustaša-Aufsichtsdienst) war; Andrija Artuković, Innenminister; Slavko Kvaternik, Minister der Streitkräfte und Stellvertreter von Pavelić, sowie viele andere hochrangige politische und militärische Beamte.

Maks Luburić

Was die direkte Leitung des Konzentrationslagers und die unmittelbare Verantwortung für die Lebensbedingungen und die Massenmorde an den Häftlingen betrifft, so sind mehrere Namen zu nennen. Vjekoslav Maks Luburić war als Leiter der UNS-Sektion III auch für alle von der Ustaše betriebenen Lager in der NDH zuständig. Er hielt sich oft in Jasenovac auf, überwachte die Aktivitäten und ermordete selbst Gefangene. Auch außerhalb des Lagers Jasenovac zeigte er in zahlreichen Fällen seine Grausamkeit und beteiligte sich an der Verfolgung und Ermordung von Serben, Partisanen und Kommunisten. Ivica Matković war ein enger Mitarbeiter und Vertrauter von Maks Luburić und eine Zeit lang Kommandant des Lagers. Er beging eine Reihe von Massen- und Einzelmorden, nicht nur im Lager selbst, sondern auch in den umliegenden serbisch besiedelten Dörfern. Ljubo Miloš befehligte die Zwangsarbeitereinheit in Jasenovac III – Ciglana (die Ziegelei), bevor er zum stellvertretenden Kommandanten des gesamten Lagers ernannt wurde. Eine Zeit lang war er auch Kommandant des Ustaše-Lagers in Lepoglava. Er ermordete persönlich Gefangene, leitete “Säuberungsaktionen” in serbisch besiedelten Dörfern und beteiligte sich an Grausamkeiten gegen die serbische Bevölkerung. Einer der brutalsten Kommandanten des Lagers in Jasenovac war ein Priester.  Wegen seiner Beteiligung an Massenmorden an Serben in der Umgebung von Banja Luka wurde Miroslav Filipović Majstorović aus dem Franziskanerorden entlassen, woraufhin er auf Vorschlag von Maks Luburić der Ustaša-Abwehr beitrat, die den Betrieb aller von der Ustaše betriebenen Lager überwachte. Er war Kommandant von Jasenovac III – Ciglana und anschließend des Außenlagers Stara Gradiška. Er nahm persönlich an Massen- und Einzelexekutionen von Gefangenen teil. Ebenfalls für seine Brutalität bekannt war Ante Vrban, der bereits vor seiner Ankunft in Jasenovac an den  Grausamkeiten gegen ethnische Serben in Lika und Juden in Jadovno beteiligt gewesen war. Im Lager Jasenovac ermordete er Gefangene eigenhändig und wurde durch die Organisation von Massenexekutionen von Kindern bekannt. Das Lager stand ebenfalls unter dem Kommando von Dinko Šakić.

Ljubo Miloš

Šakić war nicht nur Befehlshaber und nahm an den Tötungen persönlich teil, sondern war auch einer der Organisatoren der Vernichtung von Beweismaterial für die Verbrechen (Ausgraben und Verbrennung der Leichen) im Frühjahr 1945. Dominik Hinko Piccili war für den Bereich Zwangsarbeit zuständig und für seine brutale Behandlung von Sklavenarbeitern berüchtigt. Er entwarf das behelfsmäßige Krematorium (Pićilijeva peć, “Piccilis Ofen”), in dem die Häftlinge tot und lebendig verbrannt wurden. Das Krematorium wurde im Frühjahr 1945 auch für die Vernichtung von Beweismaterial genutzt.

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DIE AUFLÖSUNG DES LAGERS

Im Frühjahr 1945 war klar, dass das Dritte Reich und seine Verbündeten den Krieg verlieren würden. In Anbetracht der Erfolge der jugoslawischen Armee im Feld – und der immer intensiver werdenden Luftangriffe der alliierten Luftstreitkräfte auf die für den Rückzug der deutschen Armee aus dem Balkan strategisch wichtigen Ziele rund um Jasenovac – beschlossen die Ustaša-Behörden, das Konzentrationslager aufzulösen. Auf Befehl von Maks Luburić sollte das Lager vollständig zerstört und die verbliebenen Häftlinge eliminiert werden. Die letzte Massenexekution fand am 21. April 1945 statt, als die Ustaša rund 700 Frauen aus Stara Gradiška sowie Dutzende von Männern ermordete. Am folgenden Tag sollte das gleiche Schicksal auch die restlichen Häftlinge ereilen.

Jasenovac in April 1945

Um ein solches Szenario zu vermeiden, beschloss eine Gruppe von Häftlingen unter der Führung des Kommunisten Anto Bakotić einen Ausbruchsversuch aus dem Lager. In den frühen Morgenstunden des 22. April griffen 600 der verbliebenen Häftlinge die Wachen an, durchbrachen das Tor und rannten in die Freiheit. Nur etwa hundert von ihnen waren erfolgreich. Die übrigen mehreren hundert Häftlinge,  wurden in den folgenden Tagen von den Ustaša ermordet. Die Ustaša-Einheiten verließen Stara Gradiška am 24. April und Jasenovac am 1. Mai 1945 und hinterließen im Lager und in der Umgebung nur noch Trümmer. Noch am selben Tag drangen Einheiten der jugoslawischen Armee kampflos in den verlassenen Lagerkomplex ein.

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